Wieso haben Länder unterschiedliche Steckdosen?
Wer auf Reisen geht, muss sich vorher in den meisten Fällen erst einmal informieren, welche Steckdose und welche Spannung im Urlaubsland verwendet werden. Mittlerweile gibt es weltweit nämlich über 15 verschiedene Steckdosentypen – und ein einheitliches System scheint nicht in Frage zu kommen. Stattdessen weicht man auf praktische Reiseadapter aus. Wieso ist das eigentlich so?
Während die Amerikaner die Stromversorgungssysteme entwickelten und den dortigen modernen elektrischen Stecker, fanden andere Länder die amerikanischen Standards (60 Hz, 110 V und ihr Steckersystem) weniger effizient.
Daher begann jedes Land, die seiner Meinung nach ineffiziente Art der Stromversorgung auf eigene Faust zu verbessern. Den Deutschen gefielen die 50 Hz (passten gut zum metrischen System) und 220 V (effizientere Stromübertragung) wesentlich besser. Die Engländer haben den amerikanischen Stecker mit einem viel sichereren (und sperrigen) Stecker verbessert. Teilweise wurde das System auch aus Kostengründen geändert, da man dabei weniger Kupfer brauchte, was einfach billiger war. Andererseits waren es auch Sicherheitsgründe, die die unterschiedlichen Länder dazu veranlassten, ihre eigenen Systeme zu entwickeln.
Zum Nachteil der Inder und Pakistaner kam die Innovation bei den Steckern erst, nachdem sie Indien 1947 verlassen hatten, wodurch der Subkontinent mit den älteren englischen Standards und die Engländer mit den neueren Steckernormen zurückblieben. England und Europa kommunizierten nicht sehr viel miteinander, und so hat Europa auch nicht den englischen Standard übernommen. Vorher kamen die Weltkriege dazwischen und haben alle Gespräche über Standardisierung zurückgedrängt.
Hinzu kamen die unterschiedlichen Arten der Stromlieferung und -abrechnung. In Italien wurden lange Zeit unterschiedliche Systeme für die Lieferung von Strom für Glühbirnen und für die Verwendung ohne Beleuchtung verwendet. Die Italiener haben einfach ihr eigenes Steckersystem entwickelt, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. So hatte jedes Steckersystem seine eigenen Vorteile, die für das jeweilige System geeignet waren, und die Länder haben kein System als besser akzeptiert als ein anderes.
So entschied man sich dazu, es dabei zu belassen und stattdessen auf Reisen praktische Steckdosenadapter zu verwenden – man muss sich nur eben vorher gut informieren, welche Steckdose und welche Spannung das Zielland hat. Reiseadapter erhält man beispielsweise einfach online bei der Firma RS.
Ein einheitliches System für die Welt ist zu teuer und kompliziert
Wenn man sich einmal für ein Steckersystem entschieden hat, ist es nicht einfach, zu einem anderen zu wechseln. Man müsste alle Steckdosen in allen Wohnungen, Büros und Fabriken ausbauen und auch in der Produktion von Elektrogeräten einiges umstellen. Man müsste das alles auf einmal machen, um Unfälle zu vermeiden, und das wäre sehr mühsam und teuer. Die meisten Länder haben festgestellt, dass die Zahl der Reisenden, die viele ihrer Elektrogeräte mitnehmen wollen, nicht besonders groß ist (warum sollten Sie Ihre Mikrowelle oder Ihren Fernseher mitnehmen?), und dass es einfachere Lösungen für das Aufladen elektronischer Geräte über USB-Standards gibt. Daher gibt es keinen wirklichen Druck, die Stecker weltweit anzupassen.
Für Spannungsunterschiede dagegen gibt es mittlerweile Spannungsumwandler und Transformatoren – hier sollte man ebenfalls unbedingt darauf achten, ob das etwaige Land die gleiche Spannung wie zuhause hat oder ob das Gerät (wie beispielsweise viele elektronische Geräte aus den letzten 10 Jahren) für eine große Bandbreite von Spannungen ausgelegt ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jedes Land parallel sein eigenes System entwickelte, um das seiner Meinung nach ineffiziente amerikanische System zu ersetzen (siehe Edisons und Teslas Krieg über den Strom), und bis sie miteinander sprachen, gab es zwei Weltkriege (die alle Gespräche über eine Standardisierung über den Haufen warfen). Am Ende des 2. Weltkriegs war die Elektrizität allgegenwärtig, und die Umstellung auf einen gemeinsamen Standard war äußerst mühsam, und es bestand nur eine geringe Nachfrage nach einer solchen Umstellung.